"Aufbruchsstimmung spürbar”: Wie ein Festival möglichst barrierearm wird 

17. April 2025

Es ist kein einfaches Puzzle, das Katharina Pape in diesen Monaten zusammensetzen muss. Katharina ist unserem Team für Barrierefreiheit und inklusive Festivalorganisation zuständig: Eine herausfordernde Aufgabe, wie sie Anfang April mitten in der heißen Planungsphase erzählt. “Wir müssen vielen verschiedenen Zielgruppen mit jeweils individuellen Maßnahmen gerecht werden. Und da die finanziellen Mittel begrenzt sind, kommen wir um Priorisierungen und Entweder-Oder-Entscheidungen nicht herum.” 

AUGENBLICK MAL! hat es sich zum Ziel gemacht, bestehende Barrieren aktiv anzugehen und möglichst vielen Menschen die Teilnahme am Festival zu ermöglichen. “Es ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren”, sagt Katharina, die zum ersten Mal an der Festivalplanung mitwirkt. “Alle Teammitglieder sind sensibilisiert und wollen das Thema in ihren Bereichen umsetzen.”  

Zunächst habe es gegolten, die bestehenden Barrieren zu identifizieren. “Meine Aufgabe im Anschluss: Maßnahmen zu entwickeln, wie möglichst viele davon möglichst stark abgebaut werden können”, sagt Katharina. “Für mich ist Barrierefreiheit kein Nice-to-have, sondern ein Muss. Und es geht schon im Vorfeld des Festivals los. Von Tag eins an sollten alle Informationen für alle Menschen verständlich nach außen kommuniziert werden.” 

Gemeinsam mit weiteren Teammitgliedern hat Katharina ein Icon-System entwickelt, das auf dieser Website, im Programmmagazin sowie in den Spielstätten vor Ort einheitlich verwendet wird. “Icons sind als Orientierung hilfreich und werden hoffentlich auch bei den kommenden Festivals in ähnlicher Form verwendet." Für diese Website sind zudem Ankündigungsvideos in Gebärdensprache (zu finden auf den Seiten der in DGS aufgeführten oder übersetzten Stücke) sowie eine Übersicht zu Barrieren an den einzelnen Spielstätten zu finden.  

Was im Vorfeld des Festivals die Website ist, wird als zentrale Informationsquelle vor Ort durch ein 64-seitiges Programmmagazin ergänzt. Wie dieses Magazin für das anstehende Festival entstanden ist, erzählen wir in einem eigenen Blog-Artikel Ende April. Schon jetzt verraten werden kann: Katharinas Rolle bei der Magazinproduktion bestand darin, erstmals eine Übersetzung der zentralen Texte in Einfache Sprache umzusetzen.  

“Auch hier war zu Beginn unklar, ob und wie der Prozess finanziert werden kann”, erinnert sich die Projektmitarbeiterin im Bereich Barrierefreiheit. “Eines Abends habe ich verschiedene Dinge ausprobiert und war erstaunt, wie gut ChatGPT Texte in Einfache Sprache übersetzen kann. Dieses Vorgehen wurde schlussendlich unsere Lösung. Oli aus der Redaktion hat die Texte geschärft und unsere BLICK´S MAL!-Gruppe wertvolle Kommentare zur Verständlichkeit eingebracht.” Künstliche Intelligenz (KI) sei im Inklusionsbereich generell auf dem Vormarsch, erzählt Katharina. “Es wird viel experimentiert, wie man Menschen mit Einschränkungen so bestmöglich unterstützen kann.” 

Auf dem Festival selbst werden ausgewählte Stücke und Vorstellungen mit DGS-Übersetzung beziehungsweise mit deutschen und englischen Über- oder Untertiteln aufgeführt. “Natürlich ist das nicht die Ideallösung. Aber es ist das, was aktuell finanziell möglich ist”, sagt Katharina. Die Entscheidung, welche Stücke übersetzt werden, sei mit Blick auf die unterschiedlich textlastigen und komplexen Stücktexte getroffen worden. “Die Stücke sind dadurch unterschiedlich geeignet für eine DGS-Übersetzung oder Audiodeskription.”  

Dass die von Katharina gewünschte Audiodeskription schlussendlich nicht finanziert werden konnte, sei ein Beispiel für die angesprochene Prioritätensetzung: Mit einer Untertitelung können stattdessen das gezielt angesprochene internationale Publikum, höreingeschränkte Menschen ohne DGS-Kenntnisse, sowie Menschen mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten gleichzeitig berücksichtigt werden. “Am Ende geht es darum, welche finanziell umsetzbaren Maßnahmen den größtmöglichen Effekt erzielen.” 

Was gerade in diesen Tagen beschlossen wurde, ist Katharinas zufriedene Schlussbemerkung: Bei der Zusammenstellung des Awareness-Teams sei bewusst auf eine Person gesetzt worden, die Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Einschränkungen unterschiedlicher Art hat. Das restliche Team werde zudem entsprechend geschult.  “Es ist gut, dass wir diesen Weg gehen und konsequent bleiben”, freut sie sich. 

AUGENBLICK MAL! 2025 kann kommen, findet also auch Katharina. In weniger als drei Wochen geht es los ... 

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